In der Schweiz trinken im Jahr 2022 16,4% der Bevölkerung Alkohol in einem Ausmass, das risikoreich für die Gesundheit ist, sei dies chronisch oder episodisch bei bestimmten Gelegenheiten ("Binge drinking"). Dieser Anteil hat gegenüber 2017 (18,1%) leicht abgenommen. 

Der Anteil an Personen mit einem risikoreichen Alkoholkonsum ist bei Männern (2022: 20,7%) deutlich höher als bei Frauen (12,1%). Auch zwischen verschiedenen Altersgruppen und Bildungsniveaus gibt es grosse Unterschiede, wobei die 20- bis 24-Jährigen (31,0%) und Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe (17,1%) am häufigsten Alkohol in einem risikoreichen Ausmass trinken.

Dieser Indikator ist Teil des Monitoringsystems Sucht und NCD (MonAM) des Bundesamtes für Gesundheit (BAG).

Zwei Formen des erhöhten Alkoholkonsums werden mit einem gesundheitlichen Risiko in Verbindung gebracht: chronisch erhöhte Trinkmengen über längere Zeit (vgl. Indikator «Chronisch risikoreicher Alkoholkonsum (Alter: 15+)») und ein episodisch übermässiger Konsum bei bestimmten Gelegenheiten (vgl. Indikator «Episodisch risikoreicher Alkoholkonsum (Alter: 15+)»), auch Rauschtrinken oder «Binge drinking» genannt. Der chronisch risikoreiche Alkoholkonsum gilt als Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten, bestimmte Krebsarten, Hirnblutungen, Lebererkrankungen, Verkehrsunfälle, Gewalt, Selbstmorde, Tuberkulose und HIV/AIDS (WHO, 2018), schwere Depressionen (Rehm et al., 2019) und Epilepsien (Rehm et al, 2017). Der episodisch risikoreiche Alkoholkonsum kann Unfälle, Verletzungen, Gewalt, Sachbeschädigungen und erhöhte Suizidgefahr mit sich bringen (Borges et al., 2017).

Dieser Indikator zeigt den Anteil der Bevölkerung, der mindestens eines der beiden risikoreichen Alkoholkonsumverhalten aufweist. Er gibt damit eine Sicht auf die Verbreitung des gesamten risikoreichen Alkoholkonsums in der Schweizer Bevölkerung. Die Grössenordnung des risikoreichen Alkoholkonsums ist relevant im Hinblick auf die Prävention von Suchterkrankungen.

Definition

Dieser Indikator wurde auf Basis der Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB, n2022  ≈ 22 000) berechnet und wird alle fünf Jahre aktualisiert.

Er gibt den Anteil der 15-jährigen und älteren, in einem Privathaushalt lebenden Bevölkerung an, die entweder einen chronisch oder episodisch risikoreichen Alkoholkonsum oder beides aufweisen.

Von einem chronisch risikoreichen Alkoholkonsum spricht man bei einem durchschnittlichen täglichen Alkoholkonsum mit folgenden Grenzen: Mittleres Gesundheitsrisiko für Frauen bei 20g bis 40g reinem Alkohol, d.h. 2 bis 4 Standardgläsern*, für Männer bei 40g bis 60g, d.h. 4 bis 6 Standardgläsern; Hohes Gesundheitsrisiko für Frauen bei über 40g, d.h. über 4 Standardgläsern, für Männer bei über 60g, d.h. über 6 Standardgläsern. Der durchschnittliche Alkoholkonsum wird in Gramm pro Tag berechnet und stützt sich auf eine Kombination von Fragen zum Konsum von Bier, Wein, Spirituosen und Alcopops in den 12 Monaten vor dem Interview (Häufigkeit und Menge). Mehr Infos im Indikator «Chronisch risikoreicher Alkoholkonsum (Alter: 15+)».

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Quelle

Referenzen

  • Borges, G. et al. (2017). A meta-analysis of acute use of alcohol and the risk of suicide attempt. Psychological Medicine. 47(5):949-957. doi: 10.1017/S0033291716002841: Studie (englisch). 
  • Orientierungshilfe zum Alkoholkonsum – 2018 (Juni 2018). Eidgenössische Kommission für Alkoholfragen (EKAL), Bern: Dokument.
  • Rehm, J. et al. (2017). The relationship between different dimensions of alcohol use and the burden of disease – an update. Addiction. 112(6):968-1001. doi: 10.1111/add.13757: Studie (englisch). 
  • Rehm, J. et al. (2019). Global Burden of Disease and the Impact of Mental and Addictive Disorders. Current Psychiatry Reports. 21(2):10. doi: 10.1007/s11920-019-0997-0: Studie (englisch). 
  • WHO (2018). Global status report on alcohol and health 2018. Genf: Bericht (englisch).

Weiterführende Informationen

  • Gmel, G. et al. (2017). Suchtmonitoring Schweiz - Konsum von Alkohol, Tabak und illegalen Drogen in der Schweiz im Jahr 2016. Sucht Schweiz, Lausanne: Studie.
  • Kuendig, H. (2010). Estimation du nombre de personnes alcoolo-dépendantes dans la population helvétique. Sucht Schweiz, Lausanne: Bericht (französisch mit deutscher Übersicht).

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Zuletzt aktualisiert

22.05.2024