Im Jahr 2020 verfügen 51% der Bevölkerung in der Schweiz über eine ausreichende oder ausgezeichnete (d.h. eine hohe) generelle Gesundheitskompetenz. Dieser Anteil ist bei der digitalen Gesundheitskompetenz (28%) und Navigations-Gesundheitskompetenz (26%) geringer. Dies bedeutet, dass 72% bzw. 74% eine problematische oder mangelhafte (d.h. eine niedrige) digitale oder Navigations-Gesundheitskompetenz aufweisen (generelle Gesundheitskompetenz: 49%).
Personen mit einer besseren sozialen Unterstützung, besseren Kenntnissen der Landessprache, ohne langandauernde Erkrankung oder ohne finanzielle Deprivation haben eher eine ausreichende oder ausgezeichnete Gesundheitskompetenz.
Dieser Indikator ist Teil des Monitoringsystems Sucht und NCD (MonAM) des Bundesamtes für Gesundheit (BAG).
Unter Gesundheitskompetenz oder «Health Literacy» versteht man das Wissen, die Motivation und die Fähigkeiten einer Person, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und anzuwenden, um im Alltag Entscheidungen treffen zu können, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Die digitale Gesundheitskompetenz bezieht sich spezifisch auf diese Fähigkeiten im digitalen Raum. Mit Navigations-Gesundheitskomptenz werden hingegen die Fähigkeiten beschrieben, Informationen über das Gesundheitssystem und seine Organisationen und Dienste offline wie online zu finden, zu bewerten und anzuwenden, um für sich oder nahestehende Personen die bestmögliche Versorgung zu erhalten.
Die Selbstmanagement-Kompetenzen von Personen mit langandauernden Krankheiten wird im Indikator «Selbstmanagement-Kompetenzen bei chronisch Erkrankten (Alter: 18+)» beschrieben.
Eine geringe Gesundheitskompetenz geht häufig mit sozioökonomischen Benachteiligungen einher und kann zu einem ungesunden Lebensstil beitragen. Gesundheitskompetenz stellt somit eine Ressource dar, welche die gesundheitliche Chancengleichheit fördert und zum Funktionieren des Gesundheitssystems beiträgt. Darüber hinaus trägt Gesundheitskompetenz auch zu einer adäquaten Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen bei. Diese Kompetenzen müssen somit durch geeignete Rahmenbedingungen gefördert werden. Die Stärkung der Gesundheitskompetenz ist eines der Ziele der Strategie Gesundheit2030 des Bundesrates.
Der Indikator zeigt die generelle, digitale und Navigations-Gesundheitskompetenz in der Schweizer Bevölkerung sowie die Verteilung der ausreichenden oder ausgezeichneten Gesundheitskompetenz von Personen mit unterschiedlichen soziodemografischen Merkmalen.
Die Daten basieren auf dem «Health Literacy Survey Schweiz 2019-2021» (HLS19-21-CH) von De Gani et al. (2021). Der Studie liegt eine repräsentative Stichprobe der Schweizer Bevölkerung zugrunde. Die Befragung wurde im März und April 2020 online und per Telefon bei 2502 Personen ab 18 Jahren durchgeführt.
Die Gesundheitskompetenz wurde mithilfe des «European Health Literacy Survey Questionnaire» (HLS-EU-Q) erhoben (Sørensen et al., 2013). Für die Erhebung in der Schweiz wurde eine vom HLS19-Konsortium des WHO Action Network M-POHL (2021) angepasste Kurzversion verwendet (HLS-EU-Q12). Mit diesem Fragebogen wird ermittelt, welche Fähigkeiten und Herausforderungen die Bevölkerung bei der Verarbeitung von gesundheitsbezogenen Informationen hat. Es wird zwischen vier Schritten der Informationsverarbeitung (Informationen finden, verstehen, bewerten und anwenden) unterschieden, die auf drei Bereiche (Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention und Krankheitsbewältigung) angewendet wurden.
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